Die Besten der Besten

Eigentlich wollte ich ja schon letztes Mal von meinen Lieblingswanderungen aus dem Buch Wandern im Wienerwald berichten – aber da sind mir die Erinnerungen an die vergangenen zwei Jahre dazwischengekommen. Jetzt wissen Sie, wie es bei der Entstehung eines Wanderführers zugeht. Und ich verrate Ihnen, welche der 30 im Buch enthaltenen Wanderungen mir beim Mitgehen, Mitrecherchieren und Photographieren am besten gefallen haben …

1. Sagenhaft und wildromantisch

Einer meiner absoluten Favoriten ist die Wanderung 23: das „Wegerl im Helenental“. Die Route führt entlang idyllischer Wege um den Badner Lindkogel ins Tal der Schwechat und auf der anderen Helenentalseite wieder zurück nach Baden. Dabei kommt man an zwei sagenhaft schönen Burgruinen vorbei, nämlich Rauheneck und Rauhenstein …

10 Eingangsbereich Ruine Rauheneck 2

39 Ruine Rauheneck Impressionen 23

… bekommt auch eine Höhle zu sehen, wo steinzeitliche Funde gemacht wurden, …

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75 Aussicht auf Ruine Rauheneck und Gipfelkreuz 1

… und erfreut sich auf dem Rückweg an Aussichtspunkten.

44 Ausblick vom Turm Ruine Rauheneck 1

Da die Strecke zum Teil auf einem schönen, schattigen Promenadenweg – dem besagten und vielbesungenen „Wegerl im Helenental« – entlang der Schwechat führt, wo auch Beethoven schon gern verweilt hat, ist diese Wanderung auch an heißen Sommertagen zu empfehlen.

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Aber hüten sie sich vor den gefräßigen Bäumen im Wald!

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2. Klammheimlich geht da nix …

Kein Geheimtip, bei Familien zu Recht sehr beliebt und an den Wochenenden daher leider auch (zu) gut besucht, ist die Wanderung 6: „Raubvögel aus nächster Nähe“. Sie beginnt in der Hagenbachklamm und endet in Mauerbach. Und obwohl ich im Wald gern für mich bin und mich nicht an laut tratschenden Karawanen vorbeikämpfen will, zählt diese Route zu meinen Lieblingen – einfach, weil sie so wunderschön ist. Unter der Woche hat man die vielen Holzbrücken und gewundenen Pfade in der Hagenbachklamm übrigens fast immer allein für sich, wenn einem das wichtig ist.

Tip: Nach Durchschreiten der Klamm kommt man nach Kirchbach und zum Gasthaus Hauser. Unter einem schattigen Nussbaum (oder war es eine Kastanie?) habe ich dort ein ausgezeichnetes „kleines“ Gulasch gegessen, von dem ich heute noch schwärme. Ein Besuch lohnt sich!

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3. Begegnungen der unheimlichen Art!

Schon am Beginn der Wanderung 7, „Blick ins Tullnerfeld“, sollte man eigentlich stutzig werden, wenn einen am Hauptplatz von Königstetten dieser Roboter-Heilige empfängt.

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Der kurz darauf folgende Aufstieg vom Heurigenort auf den 494 Meter hohen Tulbinger Kogel zieht sich ganz schön und treibt Schweißperlen auf die Stirn. Der Planetenweg lenkt aber erfolgreich von den Strapazen ab.

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Und ein wenig bereitet er den ahnungslosen Wanderer auch darauf vor, was dann kommt …

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Auf den ersten Blick will man seinen Augen kaum trauen. Kann es sein? Nein! Oder doch?

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Was aus der Ferne wie ein landendes UFO aussieht und aus der Nähe wie eine riesengroße Schraube, entpuppt sich dann doch als Leopold-Figl-Warte – ein unglaublich gutes Photomotiv, wie ich finde. Auch die übrige Strecke ist wunderschön und führt durch schattige Wälder nach Mauerbach (wieder einmal – aber in einen anderen Ortsteil, weil dieser Straßenort ja so endlos langgestreckt ist). Am Ziel haben wir dann Gelegenheit, das älteste Kartäuserkloster Niederösterreichs zu besichtigen.

4. Wundern im Wienerwald

Auf unseren Wanderungen durch den Wienerwald stoßen wir immer wieder auf wunderbare, aber auch wundersame Anblicke …

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Einer der für mich bezauberndsten tut sich im Zuge der Route Nr. 5 im Wanderbuch auf:  „Vom Wasser zum Wein“. Die Route an sich ist schon ein Traum – von der Burg Greifenstein aus geht es durch den wunderschönen Naturpark Eichenhain über die Windischhütte und Weidlingbach nach Salmannsdorf, wo den durstigen Wanderer gemütliche Heurigenlokale erwarten. Nach etwa einem Drittel der Strecke kommt man nach Maria Gugging mit der wunderbaren Lourdesgrotte, die ein Pfarrer seinen Schäfchen vor knapp 100 Jahren eingerichtet hat (mehr über die Entstehungsgeschichte erfahren Sie hier).

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Auch heute zieht die Wallfahrtsstätte noch viele Pilger an, oft sogar aus den Nachbarländern. Die füllen dann flaschen- und kanisterweise Wasser aus der Quelle ab, nehmen es mit nach Hause und erhoffen sich Wundersames. Verdient hätten sie es.

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Ich bin zwar nicht besonders gläubig, mag diesen Ort aber sehr gern. Seine Schlichtheit, das Improvisierte und Schrullige machen ihn zu einem magischen Schauplatz. Nein, keine Angst, das ist nicht so kitschig, wie es sich vielleicht lesen mag … aber wer die Lourdesgrotte besucht, egal zu welcher Jahreszeit, befindet sich plötzlich ganz woanders – in einer anderen Zeit, einer anderen Welt. Gehen Sie hin und erleben Sie es selbst.

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5. Kann das noch Wienerwald sein?

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Ja, auch so kann es im Wienerwald ausschauen! Im Zuge der Wanderung 29 („Auf die Kukubauerwiese“) beschreitet man die Höhenzüge um Michelbach und kommt dabei auch zur wunderbaren Kukubauerhütte (die selbst Nachbarn – siehe unten – nicht immer richtig benennen können). Hier im südwestlichen Wienerwald zeigen sich bereits die typischen Landschaftsformen der Voralpen, und genau das gefällt mir so an dieser Strecke: sie ist so ländlich, wie man sich Land halt einmal vorstellt. Man kommt an Kuhweiden und lauerndem Weidevieh, schönen Gehöften, saftigen Wiesen, dichten Nadelwäldern und einer gemütlichen Rast zum Einkehren und Übernachten vorbei.

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DAS WIEN-EXTRA

Zwar sind alle Wanderungen in diesem Buch öffentlich zu erreichen, aber manchmal mag man eben doch spontan wohin, ohne von Abfahrtszeiten und günstigen Verbindungen abhängig zu sein. Und dafür ist die Wanderung 2 – „Schöne Aussichten“ – perfekt geeignet. Der Marsch durchs Kahlengebirge beginnt im Kahlenbergerdorf und führt über den steilen „Nasenweg“, der die Anstrengung mit wunderbaren Ausblicken auf Wien und die Donau belohnt, zuerst auf den Leopoldsberg.

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Von dort aus geht es dann gemütlich weiter zum Kahlenberg mit der wieder eröffneten Stefaniewarte.

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Danach kommt man zur Jägerwiese und kann von da aus einen Abstecher zum gut versteckten und ziemlich heruntergekommenen, aber trotzdem sehenswerten Agnesbrünnl wagen. Hier war früher einiges los …

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Ich sag nur: Waldfeen, ewige Jugend, nordische Götter – und die Brünnlnarren und Lotterieschwestern nicht zu vergessen!

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Ganz erstaunliche Geschichten und Mythen ranken sich um diese Quelle; man mag es nicht für möglich halten, wenn man unmittelbar davor steht.

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Nach diesem äußerst interessanten Abstecher kommt man nach einem weiteren Anstieg auf den Gipfel des Hermannskogels mit der eigentlich sehr schönen, jetzt aber durch allerlei technische Gerätschaft verschandelte Habsburgwarte.

20180718_122251Und beim Abstieg Richtung Sievering gibt’s dann noch Gelegenheit für eine „Jause mit Huhn“. Wie alle Zwischenziele und Sehenswürdigkeiten genau zu finden sind, das erfahren Sie im Buch Wandern im Wienerwald.

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Hoffentlich war bei diesen sechs persönlichen Highlights auch für Sie etwas dabei … ansonsten finden Sie unter den 30 Wanderungen im Buch von Helmuth A. W. Singer und Peter Hiess garantiert Ihre eigenen Lieblingsstrecken.

Wir freuen uns übrigens, wenn Sie uns von Ihren Favoriten aus besagtem Wanderbuch oder Ihren ganz eigenen Wienerwald-Wandergeheimtips erzählen. Die schönsten eingeschickten Berichte werden wir (natürlich nur mit Ihrer Genehmigung) als Gastbeiträge veröffentlichen.  (kat)


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