Liechtensteinsche Meisterwerke

Immer wieder treibt es uns bei unseren Wochenendausflügen nach Mödling. Vielleicht, weil wir nach Beendigung einer Tour so gern im Mautwirtshaus einkehren … aber darum geht’s hier gar nicht. Sondern um die Route Nr. 20 – Der Ruinenbaumeister aus unserem Buch Wandern im Wienerwald, die wir schon länger nicht mehr komplett beschritten haben (außer einmal in umgekehrter Richtung).

Sie beginnt – zumindest für alle, die nicht mit dem Auto anreisen – am Bahnhof Mödling und führt am Mödlingbach und durch die schöne Altstadt zur Pfarrkirche St. Othmar, wo wir auf die eigentliche markierte Route treffen.

Über die Stufen verlassen wir den Kirchenvorplatz zum Anton-Wildgans-Weg hin, von dem aus wir links (Richtung „Mödlinger Kobenzl“) abbiegen. Bevor wir aber den nächsten Stiegenaufgang in Angriff nehmen, gehen wir die paar Schritte geradeaus zu dem Aussichtspunkt, der uns einen schönen Blick auf das Aquädukt der Hochquellenwasserleitung und in die andere Richtung in die Mödlinger Klause (oben) bietet, wo wir weit hinten die Ruine der Burg Mödling (eines unserer Ziele heute) und noch weiter hinten den Husarentempel erkennen können.

Auf dem folgenden gut markierten Wanderweg machen wir einen kleinen Abstecher zum Amphitheater (oben), das zu jeder Jahreszeit sehenswert ist und einer der Ruinenbauten des Fürsten Liechtenstein (mehr über ihn in unserem Buch) ist, die diese Gegend so bemerkenswert machen. Das stimmt uns auch gleich auch ein auf die Burg Liechtenstein, den Stammsitz dieses Adelsgeschlechts, die wir heute erstmals – obwohl wir schon so oft davor gestanden sind) – besichtigen. Der Besuch ist nur im Rahmen einer Führung möglich, aber die zahlt sich absolut aus, weil sie sehr kompetent und informativ ist.

So erfahren wir zum Beispiel, dass die Burg um 1130 errichtet wurde – von einem gewissen Hugo (von Leesdorf/von Mödling/von Petronell). Da er seine Burg direkt auf den lichten Felsen baute, benannte er seine Familie kurzerhand in Liechtenstein um. Schon im 13. Jahrhundert verloren die Liechtensteins ihre Stammburg allerdings an eine andere Familie. Dann hatten sie wahrscheinlich genug mit ihren anderen Besitzungen (und einem eigenen europäischen Ministaat) zu tun, bevor Fürst Johann I. Josef von und zu Liechtenstein – ja, besagter „Ruinenbaumeister“ – die recht verfallene Burg für sein Geschlecht zurückkaufte. Im Laufe der Zeit wurde das Bauwerk dann immer wieder saniert und renoviert; 2007 bis 2009 war es wegen baulicher Mängel dennoch für die Öffentlichkeit gesperrt. Nach einer Komplettrenovierung und der Neuverpachtung an die Burgverwaltung L. Fasching ist sie seit dem Frühjahr 2010 wieder für die Öffentlichkeit zugänglich.

© Photo: Katharina Hiess; © Burginneres: Burgverwaltung L.Fasching e.U.

Und die sollte das Angebot wirklich nützen! Bei der Führung bekommt man nicht nur eine mittelalterliche Kemenate (oben; übrigens: nicht nur für Frauen, aber dafür der einzige beheizte Raum der Burg) mit später eingebautem Klo zu sehen, sondern auch viele Objekte aus der Privatsammlung Fasching und die originalen mittelalterlichen Fliesen (unten), die auch heute noch gut und stabil ausschauen.

© Photo: Katharina Hiess; © Burginneres: Burgverwaltung L.Fasching e.U.

Da wir vergessen haben, uns im kleinen Shop im Burghof Kühlschrankmagneten und Schneekugeln zu kaufen, müssen wir sowieso unbedingt wieder einmal hin …

Vorerst aber werfen wir einen letzten Blick zurück auf die Burg, bevor wir zur Seegrotte (seit einiger Zeit wieder geöffnet) und dann auf die Ruine Burg Mödling weiterwandern, die ebenfalls vom Fürsten Liechtenstein „romantisiert“ wurde. Den genauen Verlauf unserer Rundwanderung entnehmen Sie bitte unserem unverzichtbaren Werk Wandern im Wienerwald.

Nur hier sehen Sie jedoch Photos wie das untenstehende, das uns bei einem Blick aus dem Schnellbahnfenster bei der Station Liesing auffiel. Ein – zur Abwechslung intelligenter – Graffiti-Sprayer ließ sich dort von Surrealismus und Magritte inspirieren, um diese Nachricht zu hinterlassen.

Recht hat er. Oder? Dies sind keine Schlussworte … (ph)


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