Neue Versuche

Nach der (leider) gelungenen Vertreibung der Känguruhs und ihrer Besitzer vom Harzberg – wir haben berichtet – sah die Zukunft des beliebten Schutzhauses am Gipfel dieses Ausflugsziels oberhalb von Bad Vöslau düster bis ungewiss aus. Wer mit unserem Buch Wandern im Wienerwald unterwegs ist, erreicht besagtes Schutzhaus und die gleich daneben liegende Jubiläumswarte übrigens im Zuge der Rundwanderung Nr. 24 – Vom Kursalon zum Berghütte.

Wie die Seite meinbezirk.at unter dem durchaus seltsamen Übertitel „Gastromnomie“ meldet, soll die Lokalität aber in neue gute Hände kommen und mit Saisonbeginn Ende April/Anfang Mai wieder eröffnen. Die zwei neuen Pächter sind laut dem Bürgermeister von Bad Vöslau „kompetent und motiviert“ (der eine sogar ein Marketingmensch) und wollen den Harzberg, wie es mit einem unsäglichen neuen Modeausdruck genannt wird, nicht nur kulinarisch versorgen, sondern auch „bespielen“. Außerdem sollen die Gäste „mit innovativen Ideen animiert“ werden etc. pp. blabla. Wir sind ehrlich gespannt, was den Wanderer da abseits großzügiger Phrasendrescherei erwartet …

Eine gewisse Bedrückung machte sich auch breit, als wir erfuhren, dass sich die Betreiber der Schöpflhütte mit Jahreswechsel 2023/24 zurückziehen wollen. Umso mehr freuten wir uns über die Nachricht, dass bereits neue Pächter gefunden sind: Auguste und Paul Rosenberger aus Pressbaum. Es ist damit zu rechnen, dass die angeblich bereits seit 13. Jänner auf der Hütte servierte Hausmannskost besser sein wird als das, was die gleichnamigen Autobahnrestaurants (die sich jetzt „Rosehill“ nennen; die Wöd steht auf kan Foi mehr lang) anbieten. Schließlich fährt man hier nicht mit dem Privatwagen oder einem Reisebus vor, sondern nimmt einen anspruchsvollen Aufstieg auf sich, um den Gipfel des Schöpfls (ja, ich weiß, dort steht die Matraswarte, aber die Hütte ist nicht weit) zu erreichen. Nachzulesen ist dies unter Wanderung Nr. 28 – Der höchste Gipfel des Wienerwalds; wir freuen uns schon darauf, den schweißtreibenden Marsch selber wieder unternehmen zu können. Ach ja: Ruhetage sind jetzt Montag und Dienstag, nicht mehr nur Montag, wie im Buch angegeben.

Wer gern näher an der Hauptstadt oder zum Teil sogar noch innerhalb ihrer Grenzen wandert, wird das Häuserl am Roan wahrscheinlich kennen — für viele ist es eine Kindheitserinnerung aus der seligen Zeit, als man noch Ausflüge mit Eltern und Großeltern unternahm, anstatt gemeinsam vorm Smartphone zu verblöden. Zwei der in unserem Wanderbuch beschriebenen Routen führen an diesem traditionsreichen Ausflugslokal vorbei: Nr. 1 – Wien im Blick und Nr. 5 – Vom Wasser zum Wein (die berühmt-berüchtigte Greifenstein-Tour).

Auch das Häuserl wurde neu übernommen, und zwar bereits im Sommer des vergangenen Jahres. Allerdings heißt es jetzt nur mehr „am roan“ (man will und muss ja modern sein), wurde ordentlich renoviert und bietet laut Website „lässige österreichische Küche“. Fraglich ist nur, ob der gemeine Wanderer sich schon als Vorspeise Bio Beef Tartar und Pommes mit Trüffelmayonnaise gönnen will, gefolgt vom Butter-Brioche-Burger und Dunkler Schokoladentarte. Zu Großstadtpreisen. Klingt aber trotzdem alles verdammt gut – also ist es einfach einen Versuch wert; eventuell nicht verschwitzt und mit schmutzigem Wanderschuh, sondern nach einem gepflegten Aufstieg von der 35A-Endstelle in Salmannsdorf. Wir sind gespannt.

Auch hier sind die Ruhetage (naturgemäß) völlig andere als bei uns im Buch genannt, nämlich Montag bis Mittwoch

So sah das Häuserl am Roan früher aus …

Wenn wir es einmal während der Öffnungszeiten zu einem der drei genannten und unter neuer Führung stehenden Lokale schaffen sollten, werden wir sie natürlich ausprobieren und hierorts darüber berichten. Sollten Sie, liebe Leserin und lieber Leser (oder liebes Sternderl), vor uns dort sein, dann freuen wir uns, wenn Sie einen Kommentar mit einer kleinen Lokalkritik bei uns hinterlassen. (ph)


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