Die Känguruh-Vertreibung

Es war eine ganz besondere Attraktion: Wenn wir bei der Tour 24 – Vom Kursalon zur Berghütte aus unserem Buch Wandern im Wienerwald den Harzberg erklommen und dort oben den Rundblick von der Jubiläumswarte genossen haben, kehrten wir gern noch im Schutzhaus am Harzberg ein und besichtigten dort die wunderbare Känguruhfarm – der wir in unserem Werk Wandern mit Kindern neben dem betreffenden Ausflug sogar ein Extrakapitel gewidmet haben.

Letzteres müssen wir jetzt leider streichen. Ende des vergangenen Jahres erfuhren wir nämlich, dass Schutzhaus und Känguruhfarm dauerhaft geschlossen sind. Schade.

Die Anmerkung auf der Website dazu war relativ kurz, verriet aber eine gewisse Unzufriedenheit mit der Situation. Also ersuchte ich den ehemaligen Betreiber des Schutzhauses und der Farm, Herrn Wolfgang Zamazal, um eine Stellungnahme. Es hat ein bissl gedauert – aber seine Zeilen sind vor kurzem eingetroffen, und ich darf sie mit ausdrücklicher Genehmigung von Herrn Zamazal hier veröffentlichen:

Hallo Peter,
bitte entschuldige die verspätete Antwort. Hat ein wenig gedauert, bis das Thema Harzberg bei uns endlich abgeschlossen war …
Ja, es ist tatsächlich schade. Auch mit Deiner Hilfe haben wir es geschafft, ca. 30.000 Menschen jährlich zu unseren Kängurus zu führen.
Ich glaube, wir haben einen ganz attraktiven Ort für Wiener Sonntagsausflüge geschaffen, nicht nur Kindern haben unsere Hüpfer gefallen …
Umso mehr ist der dumme, kleinkarierte und vor allem nicht nachvollziehbare Gedankengang der Gemeinde, die alles daran gesetzt hat, dass sie uns los wird. Sie wollen uns nicht, sie wollen die Tiere nicht und vor allem, sie wollen Euch nicht. Sie verstehen nicht, wie wertvoll 30.000 Besucher für einen Ort sein können … Aber gut: so bleiben sie, was sie sind: nix. Sie sind nix und sie haben nix und daher kommt wohl der Neid. Anders ist es nicht zu erklären, warum sie massiv gegen uns gearbeitet haben.
Es gab ein Wirtschaftsgebäude, baufällig, musste abgerissen werden. Der Gemeinderat hat beschlossen, sofern wir die Hälfte der Kosten für einen Neubau des Stalles übernehmen, zahlen sie die Hälfte. Inkompetenz schon damals ergab, dass wir ca. 17.000 zahlten, die Gemeinde 10.000. Wir haben drei Jahre „abgezahlt“, so lange waren die Kängurus toll … In der Tourismusbroschüre sind sie herumgehoppelt etc. Kaum war von unserer Seite alles bezahlt, haben sie begonnen, zu querulieren. Ab dem Zeitpunkt wollten sie die Tiere weg haben … Ein Jahr ohne Heizung im Winter, umgestürzte Bäume, lebensgefährlich, wurden nicht weggeräumt (bis sich ein Känguru daran aufgehängt hat, etc.) machten uns das Leben schwer. Kommunikation hat es nicht gegeben. Sie haben es nicht notwendig, mit uns zu sprechen. Sogar am Schluss keine Spur von Professionalität: Ein Rechtsanwalt wurde eingeschaltet (mit dem auch wir befreundet sind), mit dem durften wir sprechen, Mails werden prinzipiell nicht beantwortet …
Das Leben so schwer machen, wie es nur geht … Anstand und Respekt ist Fehlanzeige. Als Vizebürgermeister schwurbelt man durch die sozialen Medien und hetzt gegen Gemeindebürger und ortsansässige Unternehmen. Der Bürgermeister hat keine Hemmungen, mit Lügen vor die Presse zu treten. Viele Jahre Alleinherrschaft der Liste Flammer hat Vöslau kaputt gemacht …
Ich musste leider die Reißleine ziehen und vorzeitig kündigen. Ich bin keine 20 mehr und habe es auch nicht notwendig, mit bzw. in so einer Gemeinde zu arbeiten. So wie ihnen der örtliche Eislaufplatz egal ist, kümmert sie nicht, ob wir alleine von Schulbeginn bis Mitte Oktober mehr als 1.200 Schulkinder am Berg bespaßt haben. 5 Jahre haben wir um einen Spielplatz gebettelt, selbst die Finanzierung vorgeschlagen … Dafür wurde im Schloßpark der vierte gebaut …
Alleine der Umstand, dass nunmehr der Harzberg dauerhaft geschlossen ist, zeigt die Inkompetenz. Wir haben im Mai gekündigt, ein Nachfolger wird jedoch erst im Jänner gesucht. Wir fallen um jegliche Ablösezahlung um und mussten die gesamte Küche ausräumen (dementsprechend spannend, wie sie ohne Küche einen neuen Pächter finden möchten), alles zurückbauen. Gäste haben länger kein Schutzhaus und der neue Pächter fällt um das laufende Geschäft um … Die Gemeinde hat ein leerstehendes Haus …
Was soll man dazu noch sagen :
Schnell vergessen und weg.
Und tatsächlich: 7 Jahre haben wir auf die Sensation gewartet und es ist nicht passiert: Jetzt, in neuem Umfeld geht es Schlag auf Schlag und wir haben sogar 2 (!!!) weiße Jungtiere ikm Beutel einer grauen Mutter. Es gibt auch schöne Dinge und unseren Tieren geht es weiterhin gut. Die einzigartige Zucht gibt es natürlich weiterhin! Nur besucht können die Tiere nicht mehr werden …
Wir machen jetzt wohlverdienten Urlaub … lange …

Herzliche Grüße,

Wolfgang

PS: Aus Bad Vöslau kannst leider nur schreiend wegrennen.

Wie gesagt: schade. Sehr. Aber jetzt wissen wir wenigstens mehr – und können nur hoffen, dass im Wienerwald eine andere Attraktion nachkommt, die ähnlich attraktiv ist.

Übrigens: Ich weiß schon, dass es nach „neuer“ Rechtschreibung „Känguru“ heißt. Aber das ist halt schiach …. (ph)


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