Wintersonnenwende

Wie wir als aufmerksame Beobachter schon seit Wochen feststellen, verkürzt sich die helle Zeit eines Tages zugunsten einer längeren Nacht. An jenem Tag, an dem dieses Phänomen stoppt und sich danach umkehrt, tritt die Wintersonnenwende ein. Die Sonne hat den tiefsten Punkt auf ihrer Jahresbahn erreicht.

Heuer erwarten wir dieses Ereignis am 22. Dezember um 4.27 Uhr MEZ. Die Sonne steht im Sternbild Schütze 23,4 Grad unterhalb des Himmelsäquators bzw. auf 18 Stunden Rektaszension und tritt damit astrologisch betrachtet ins Sternzeichen Steinbock.

Für jene, die nicht fachsimpeln, heißt es ganz einfach:
Es beginnt der astronomische Winter!

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Der gestirnte Nachthimmel, wie er aufgrund der Lichtverschmutzung in unseren Breiten nur mehr äußerst selten zu erblicken ist

Nach dem Durchgang durch den Winterpunkt wendet sich die Sonne wieder nördlicheren Positionen zu – bis ein halbes Jahr später der Gegenpunkt erreicht wird: die Sommersonnenwende.

Zur Zeit der Chaldäer (ca. 800 vor Christus), deren Tierkreis wir übernommen haben und heute noch benützen, lag der Winterpunkt im Sternbild Steinbock. Man sprach damals wie auch heute noch vom Wendekreis des Steinbocks. Bedingt durch die Torkelbewegung der Erdachse im Raum, die damals noch nicht bekannt war, haben sich die Koordinaten der Jahreszeitenereignisse verschoben. Die Astrologie berücksichtigt diese Bewegung nicht, wodurch sich die Sternzeichen gegenüber den Sternbildern von damals bis heute ebenfalls erheblich verschoben haben: nämlich etwa um 32 Grad. Damit tritt zur Wintersonnenwende die Sonne astrologisch gesehen unverändert ins Zeichen Steinbock. In der Astronomie werden die Verschiebungen berücksichtigt, wodurch der Winterpunkt im Sternbild Schütze erreicht wird.

Wie dem auch fachmännisch sei – die Bewohner der Nordhalbkugel der Erde sagen einfach, dass am 22. Dezember der Winter beginnt. Nächstes Jahr verschiebt sich dieses Ereignis wieder auf den 21.

Wer am 17. Dezember möchte, kann um 11.30 Uhr im Sterngarten Georgenberg hinter der Kirche zur Heiligsten Dreifaltigkeit (Wotrubakirche) in Wien-Mauer eine Veranstaltung des Astronomischen Vereins besuchen, bei der speziell auf die Wintersonnenwende eingegangen wird und der Mittagsdurchgang der Sonne auf ihrer (fast) kürzesten Tagesbahn „live“ zu beobachten ist (-> bitte auf der angeführten Homepage anmelden).

Der Sterngarten kann aber auch ohne Führung oder Veranstaltung ganzjährig kostenlos aufgesucht werden (siehe dazu auch den Beitrag „Im Säulengang des Sterngartens“) – u. a. im Zuge der Wanderung 15, die in unserem Buch „Wandern im Wienerwald“ beschrieben wird.  (sternsinger)


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