10. April, der Samstag nach Ostern. Heute geht es mit der Bahn nach Gumpoldskirchen. Wir spazieren durch den Ort bis zur Pfarrkirche hinauf, wo unser eigentlicher Wanderweg beginnt. Noch ist es ruhig, aber ein paar Leuten begegnen wir schon am Anfang des Wegs, lassen die aber auf dem Kreuzweg schnell hinter uns. Dafür schwitzen wir auch gleich ganz ordentlich …
Unsere heutige Tour ist die Route 21 („Die letzte Ruhestätte der Husaren“) in unserem Buch „Wandern im Wienerwald“, die wir einerseits immer wieder gern gehen, andererseits diesmal aber auch genau überprüfen müssen, um Daten und Fakten für die dritte Auflage zu sammeln – die mittlerweile auch schon erschienen und im gutsortierten Buchhandel erhältlich ist. Auf 17,5 Wanderkilometern kann sich im Lauf der Monate und Jahre schon einiges ändern.

Schon auf den ersten Kilometern müssen wir feststellen, dass heute Mountainbiker-Tag ist. Beim Aufstieg zur hochgeschätzten Wilhelmswarte rasen uns schon ein paar dieser Kreaturen johlend auf dem schmalen Weg entgegen und finden sich wahrscheinlich super. Wir finden sie deppert, wie die meisten Vertreter dieser Zunft. Vor der Warte steht eine ganze Horde der Bergradler. Sie versperren den Eingang und beweisen, dass sie auch nach dem Absteigen von ihren Sätteln erstens nicht sehen, was um sie herum passiert (also stur stehenbleiben und nicht ausweichen) und sich zweitens in einer Lautstärke weiterhin miteinander unterhalten, dass man schwere Gehörsschäden bei ihnen vermuten muss.
Wir gehen also diesmal schweren Herzens nicht auf den Turm hinauf, sondern schauen, dass wir schnell weiterkommen. Wie die Wilhelmswarte von hinten aussieht, zeigt obiges Bild, das vom schmalen Wegerl auf der Rückseite aus aufgenommen wurde.
Und weiter geht es, zum Anninger-Schutzhaus (das hat zwar noch zu – aber das hindert Dutzende Radfahrer nicht daran, einander davor lautstark anzubrüllen). Aus Aktualisierungsgründen wollen wir einen Blick auf die Jubiläumswarte werfen, weil wir gehört haben, dass selbige abgerissen wurde. Tatsächlich sehen wir gleich beim Schutzhaus schon Informationstafeln, die uns dies bestätigen und Grausames verheißen: Es kommt eine neue Warte hin, mit „Chill-Liegen“ davor. Na prack!

Wir machen trotzdem den Abstecher hin und befinden uns sogleich auf dem projektierten „Sisi-Wegerl“ (die lassen echt keine Geschmacklosigkeit aus …). Ja, genau, das ist der breite Boulevard auf dem Bild unten, der den netten alten Waldweg ersetzt. Für die Wander-Hipster, die sonst nie wohinfinden würden mit ihren Edelkinderwagerln, wahrscheinlich.

Und so wie auf dem unteren Bild sieht es derzeit dort aus, wo einst die Warte stand. Es kann irgendwie nur besser werden. Hofft man zumindest.

Zurück zum Anninger-Schutzhaus, wo wir mit Freuden entdecken, dass endlich jemand die Fortsetzung unseres Wanderwegs mit einer Markierung versehen hat …

… die dann auch weiter unten wieder auftaucht, wo es nach all den Aufstiegen eine Zeitlang ziemlich bergab geht.

Wie der Rest dieser Wanderung aussieht, das können Sie in der soeben erschienenen Neuauflage unseres Buches nachlesen. Nur soviel sei noch verraten: Wir jausnen an einem Picknicktisch, bevor es wieder bergan geht. Und wir wandern gar nicht erst ganz bis zum Husarentempel vor, weil auch dort der Mountainbiker massiert auftritt. Da marschiert man doch lieber gleich weiter zum Matterhörndl und gönnt sich einen erfreulichen Anblick.

Als wir dann unseren Rundweg wieder in Gumpoldskirchen beenden, freuen wir uns über die vielen Menschen, die – ob auf ihren Bergradln oder nicht – draußen sind und sich nicht um Abstandsregeln, Masken und sonstigen Behördenterror scheren. Wo man hinschaut, sitzen sie eng zusammen, essen, trinken, unterhalten sich, umarmen einander und sind guter Dinge. Diese Art passiver Widerstand könnte uns auch durch die grausam-gruslig-gehirnlose 3G-Zeit führen. Oder wenigstens dafür sorgen, dass die Reichskanzlei sie nicht unbegrenzt ausdehnt … (ph)