Wald mit Andacht

Es war ein sauschwüler Tag Anfang Juni – zwischen einer Kältephase und der nächsten Kälte- und Regenphase, die uns die Blödmedien wahrscheinlich demnächst wieder als „wärmste Monate seit Erfindung des Sonnensystems“ verkaufen werden wollen. Der Klimawandel, Sie wissen schon …

Aber an diesem Donnerstag war es wirklich heiß und feucht, gleich in aller Früh. Der erste Schweißausbruch ereilte den Autor dieser Zeilen bereits am Schnellbahnhof in Wien. Gegen neun Uhr früh in Bad Vöslau war es dann nicht wesentlich kühler, aber trotzdem schön. Und wie Sie, werte Leserschaft, gleich unten sehen, war beim Schneckenreservat am Hansybach wieder einmal nichts zu sehen. Netter Bach, gut gemachte Anlage – aber sooft ich bis jetzt dort war, kein Schneck, weder selten noch überhaupt.

Also weiter, am berühmten Thermalbad vorbei, durch den Kurpark und dem Wegweiser „Harzberg über Roverhütte – ca. 30 Minuten“ folgend. Diese Tour findet sich übrigens als Wanderung Nr. 24 – Vom Kursalon zur Berghütte in unserem Buch Wandern im Wienerwald, das Ihnen auch diesmal wieder dringend ans Herz gelegt sei, weil es 30 wunderbare Wanderrouten rund um Wien für jede Jahreszeit vorstellt.

Als ich an den Tennisplätzen oberhalb des Kurparks vorbeiging, gedachte ich eines lieben Freundes, der hier gern gespielt hatte und dessen Bestattung am folgenden Tag stattfinden sollte. Aber das ist, wie Sie sich denken können, eine ganz andere Geschichte …

An besagter Roverhütte vorbei und über diverse steile Stufen traf ich schließlich schweißgebadet beim Schutzhaus am Harzberg ein, das seit der Neuübernahme übrigens nicht mehr so heißt, sondern Harzberg Buam (ohne Bindestrich, wie das mittlerweile üblich ist). Auf dem Photo oben links sehen Sie besagte „Harzberg-Buam“ (bei mir mit Bindestrich, gibt’s gratis) ganz klein vor ihrem Lokal stehen; photographiert von der Aussichtsplattform der Jubiläumswarte, die ich natürlich trotz aller Schwülität besteigen mußte.

Und weil es jetzt keine Känguruhs mehr am Harzberg gibt (die sind samt den Vorpächtern in andere Gefilde übersiedelt), freute ich mich – nach Einnahme eines großen, kühlen Kracherls – besonders darüber, dass sich wohlmeinende Gemüter dazu hinreißen haben lassen, überall um das Ex-Schutzhaus herum Fledermaus-Nistkästen anzubringen. Hoffentlich freuen sich auch die Fledermäuse darüber und nützen das Angebot.

Der Weg vom Schutzhaus (bleiben wir einstweilen dabei) zur Vöslauer Hütte war trotz Bewölkung wie immer traumhaft schön – wenn man Föhrenwald mag, was ich ja tue.

Und da die Vöslauer Hütte sowieso Ruhetag hatte, unternahm ich einen kleinen Abstecher zum Jubiläumskreuz, um dort ein Nostalgiephoto zu machen, etwas zu rasten und einen Schluck Wasser zu trinken. Der hat aber nicht gereicht … Wie man unserem Buch unternehmen kann, führt der Weg dann nämlich noch ein ganz schönes Stück bergauf, bevor es wieder – durchaus anspruchsvoll und steinig – bergab geht. Was bei dem Wetter kein Semmerl ist, wie man in Wien sagt. Als ich dann bei der herrlich romantischen Hütte im Weinberg oberhalb von Sooß vorbei war …

… wollte mein Kreislauf fast schon aufgeben. Also musste ich total verschwitzt eine längere Pause einlegen, auf einem Bankerl, meine letzten paar Schluck Wasser trinken und versuchen, das wackelige Gefühl wieder unter Kontrolle zu kriegen. Hat aber geklappt, wie Sie ja an diesem Artikel erkennen können.

Und weil ich ja letztens über die vielen geschlossenen Lokale an den Wienerwald-Wanderrouten geschrieben habe – das Ausflugsgasthaus, dessen Schild Sie da oben sehen (mit der namensgebenden Waldandacht darunter), ist schon so lang zu, daß nicht einmal ich es mehr gekannt habe. Trotzdem schad drum. (ph)


Hinterlasse einen Kommentar