Honigkistl & Bienenkino

Als wir den Weg zum Kaiserbrünndl vor etwas mehr als vier Jahren das letzte Mal beschritten, stand die Welt gerade im Zeichen der Corona-Terrorherrschaft, die sich vor allem durch Dummheit, Lüge und Unterdrückung auszeichnete. Damals konnte uns nur die Schönheit der Natur für ein paar Stunden von Maskenzwang, Angstmacherei in gleichgeschalteten Medien und einer unheimlich schnell heraufziehenden Diktatur ablenken …

Als wir diesmal mit der Schnellbahn vom Westbahnhof nach Pressbaum fahren, scheint das alles vergessen. Niemand spricht mehr gern über das Thema, so wie seinerzeit („Wås hätt ma denn måchn soin?“), und nur ein paar unverbesserliche Deppen rennen heute noch maskiert herum. Aber auch davon wird uns die Natur heute ablenken – wenn wir auch gewarnt sind fürs nächste Mal.

Auf der Wanderung Nr. 14, Ein Besuch beim Kaiserbrünndl, aus unserem Buch Wandern im Wienerwald führt uns zuerst der Weg auf die Pfalzberge durch einen herrlichen Frühlingswald bergauf, bis wir unsere mittlerweile geliebte Bank auf der Wiese (unter dem Baum mit der rot-weiß-roten Markierung) erreichen, wo wir ein kleines mitgebrachtes Frühstück zu uns nehmen.

Dann geht’s weiter auf das Pfalzberg-Plateau, wo wir zum Honigkistl (das wir schon gern besucht haben, als es noch Pfalzberg-Kistl hieß) kommen – neben dem schönen Ausflug und der dringend nötigen Bewegung einer der Hauptgründe für das Beschreiten dieser Tour, weil hier dringend notwendiger Marmeladen- und Lippenbalsam-Nachschub erworben werden musste.

Gleich daneben entdecken wir etwas, das uns entweder bisher nie aufgefallen ist oder das früher einfach noch nicht da war: ein „Bienen-Kino“ (den Bindestrich verschenken wir wie üblich), in dem man das Leben der nützlichen Insekten beobachten kann.

Dann geht es den Markierungen folgend zum Ursprung des Wienflusses, dem Kaiserbrünndl, das in einem stets laubbedeckten Waldstück liegt und nach wie vor recht unspektakulär aussieht. Wenn man bedenkt, dass die gute Kaiserin Elisabeth dieser Quelle im April 1882 einen Besuch abstattete, sollte man eigentlich annehmen, dass der Schauplatz eine wichtige Rolle in der Sisi-Kitsch-Touristenindustrie spielt. Aber so weit will wahrscheinlich kein Kaiserhaus-Junkie hatschen …

Wir unternehmen jedenfalls danach noch den in unserem Buch angegebenen Abstecher auf den Jochgrabenberg, der nicht etwa wegen des dortigen ORS-Sendeturms, sondern wegen des herrlichen Waldes auf seinem Gipfel und der Aussicht von dort einen Besuch wert ist.

Und das gilt auch für den Rückweg vom Wendepunkt dieser Wanderung – auch wenn man den Autor dieser Zeilen auf untenstehendem Photo wieder einmal scheinbar hilflos mit seinen Zetteln in der Hand durch den Wald irren sieht. Aber, wie so oft: Der Schein trügt, der Weg ist klar, alles wird gut.

Man fragt sich nur, ob das für alle Wanderer gilt, die sich hier hinaufgewagt haben. Das Bild unten deutet nämlich entweder darauf hin, dass von irgendeinem Verlorenen nur das Schuhwerk übriggeblieben ist – oder dass jemand seine Wanderschuhe so unbequem fand, dass er lieber bloßfüßig weitergehen wollte.

Uns führt der deutlich beschriebene und markierte Weg jedenfalls bei bestem Wetter nach Rekawinkel, wo wir im Gasthaus Mayer ein großartiges Mittagessen zu uns nehmen (unten eine Impression aus dem Schanigarten), fast eineinhalb Stunden verweilen und dann die Wanderung fortsetzen, vorbei an der alten Feuerwehr des Ortes, wo man sich – wie das Warnschild unten rechts deutlich macht – nicht blöd spielen sollte.

Später spazieren wir an dem herrlichen Weiher oberhalb von Rekawinkel vorbei, lassen uns auch von einer Äskulapnatter am Weg nicht schrecken (die will mit Menschen eh nichts zu tun haben) und legen wohlgemut den Rest der Strecke – die Sie auf den Seiten unseres Buches genau geschildert finden – bis zum Bahnhof Pressbaum zurück.

Nur eine Anmerkung noch: Bei der Abzweigung zum Oberen Saubichl ist die Aufschrift „Sacré Coeur“ am Baumstamm mittlerweile praktisch nicht mehr erkennbar. Man halte sich stattdessen an die deutlich sichtbare gelbe Markierung – und gehe los, bevor sich irgendwer die nächste Pseudo-Pandemie einfallen lässt. (ph)


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