Lokal-Nostalgie

Die Tour, um die es heute geht, kennen wir seit Mitte der 90er Jahre, also schon eine ziemliche Zeitlang. Es handelt es sich um die Wanderung 3 – Mit der Straßenbahn in die Natur aus unserem Buch Wandern im Wienerwald. Sie führt von einer Straßenbahnendstelle (Neuwaldegg, Linie 43) zur Schleife der Linie 49 in Penzing.

Und natürlich ist es eine schöne Wanderung, die uns da an der Peripherie Wiens entlangführt, das versteht sich ja von selbst. Aber darum soll es in diesem Beitrag gar nicht gehen … deswegen sei das mit der Attraktivität unserer Route gleich zu Anfang erledigt. Oben sehen Sie die Schwarzenbergallee mit ihren Obelisken bzw. das Denkmal des Ares Ludovisi im Schwarzenbergpark; unten Frühlingsblumen auf der Fuchswiese, über die wir auf unserem Weg vom Exelberg zur Sophienalpe flanieren.

Womit wir auch gleich beim eigentlichen Thema wären: dem Verschwinden der Ausflugslokale. Das Gasthaus Resi-Tant gleich am Beginn der Wanderung (Photo unten) gibt es zwar wirklich schon lang nicht mehr; als Ersatz dafür finden wir in der Schwarzenbergallee, gleich nach Unterquerung der Höhenstraße, das Waldgasthaus „Zur Allee“ alias „Allee-Beisl“ – für die paar Leute, die eine Viertelstunde nach Beginn der Wanderung schon einkehren wollen (oder müssen).

Gescheiter wäre das natürlich nach dem Aufstieg aufs Hameau und dem Beschreiten des Exelbergs, auf der erwähnten Sophienalpe, wo einst das Hotel-Restaurant Sophienalpe den müden Wanderer erwartete. Und wo er erleben konnte, wie dieses einst so beliebte Lokal im Lauf der Jahre immer weiter heruntergewirtschaftet wurde, bis ein „junges Team“ es übernahm und mit fehlgeleiteteten Clubbing-Ambitionen endgültig ruinierte.

Na gut, dachte man sich bis vor wenigen Jahren, dann geht man eben noch zirka eine halbe Stunde weiter, um im urigen Ausflugsgasthaus Mostalm (siehe unten) Speis und Trank zu sich zu nehmen. Nur leider … auch das hat zugesperrt – „dauerhaft“, wie es leider heißt –, angeblich, weil sich kein Nachfolger für die Betreiber fand.

Hinunter geht es durch den Wald, auf dem Abstieg nach Vorderhainbach, der auf beiden Seiten von Mountainbike-Abfahrtsstrecken für Rasende flankiert wird, und schließlich zur Straße, wo einst das Gasthaus Grüner Jäger zur Einkehr einlud. Gut, zugegeben, auch schon wieder lang her – auf dem Bild unten sehen Sie das Lokal noch, aber in der Tür hängt schon der Zettel, auf dem die Schließung bekanntgegeben wird. Eine moderne Wohnhausanlage sollte sogleich nachfolgen. In Wahrheit war dort jahrelang ein leerer Bauplatz, bis jetzt endlich ein seelenloser Bau hochgezogen wurde, an dem man lieber schnell vorbeigeht.

Und so gelangt man dann gegen Ende der Wanderung zur ehemaligen Knödelhütte, an die sich wohl nur mehr ältere Semester wie unsereins erinnern werden. Später war in dem Haus ein Automatenverleih (auch für Flipper – die übrigens ebenfalls fast verschwunden sind); jetzt naht das endgültige Ende, wie die Photos zeigen. Das Inventar des Lokals wurde vor kurzem bei einer Flohmarktveranstaltung feilgeboten, und jetzt kommt ein „spannendes Immobilienprojekt“ dorthin, wo das schöne alte Gasthaus steht/stand. Schnöselhütte statt Knödelhütte …

Ganz am Ende der Wanderung, bei der Endstation des 49ers (wenn man nicht nach Hütteldorf weitergehen will), gibt es noch ein gutbürgerliches Gasthaus, aber das ist so gutbürgerlich, daß man sich als Wanderer gar nicht reintraut (und auch schief angeschaut wird, wenn man es doch tut); da wendet man sich doch lieber gleich dem Imbiss-Standl bei der Station zu.

Bevor man aber deprimiert resigniert, so wie der edle Ritter hinter dem Gideon-Laudon-Grab (an dem wir auf dieser Tour auch vorbeikommen), sollte man sich an einen ebenso einfachen wie grundlegenden Wandertip halten: Proviant mitnehmen! Und wenn’s nur die Extrawurstsemmel aus dem Supermarkt ist … der wird ja wenigstens nicht gleich zusperren. (ph)


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