Leben in Theben

Wir wollten immer schon wissen, was in Marchegg ist – zumal seit einigen Wochen die praktische Schnellbahn S80 nicht mehr für die ganze Strecke zur Verfügung steht und wir daher häufiger die Anzeige des Regionalzugs sehen, der dort hinfährt. Und natürlich wollten wir auch immer schon wissen, wie diese „Burg Theben“, die man aus der Gegend um Hainburg am anderen Donauufer sieht, aus der Nähe ausschaut. Also haben wir uns vergangene Woche am Feiertag auf den Weg gemacht.

Jetzt wissen wir zwar immer noch nicht, was in Marchegg ist, weil wir die Ortschaft gleich zu Fuß über die Bahnstraße und unter einer Unterführung durch verlassen haben – aber zumindest wissen wir jetzt, dass es dort auch einen dieser landschaftsdominierenden Lagerhaustürme gibt. Nach einem Stück Straße führte unsere Wanderung an der March entlang und dann über freies und sehr flaches Gelände, wie es für das Marchfeld typisch ist.

Schließlich kamen wir zu einem Damm, dem wir links über die Staatsgrenze folgten, um dann die „Fahrradbrücke der Freiheit“ (Cyklomost Slobody) zu überschreiten. Sie brachte uns über die idyllischen March-Auen in die Slowakei, genauer gesagt nach Devinska nova ves.

Und dort erblickten wir auch schon ein Schild, das uns unser Ziel anzeigte: Devin. Wobei wir natürlich nicht gewillt waren, den Fahrradweg an der Straße zu beschreiten. Uns erwartete Größeres – und Anstrengenderes.

Nach einem Spaziergang durch die Peripherie dieser schönen Grenzstadt, wo irgendwie alles sehr viel netter und sauberer aussieht als mittlerweile in der Heimat (und irgendwie auch sehr südländisch wirkt), waren wir endlich auf dem Wanderweg angelangt, der uns bald zum Sandberg brachte. Wie man auf dem Bild unten sieht, ist dieses Überbleibsel eines tertiären Meeresriffs von unzähligen Löchern durchzogen, in denen Vögel nisten.

Und die sind ein wahrlich sensationeller Anblick! Es ist uns zwar nicht gelungen, sie photographisch festzuhalten (weil kein Tele und zu wenig Geduld), aber wir freuten uns immerhin sehr, zum ersten Mal in unseren Leben Bienenfresser zu sehen.

Weiter ging es durch ein wunderschönes Naturschutzgebiet, unterhalb eines Steinbruchs vorbei, in dem Ziegen herumklettern, und über erfreuliche Wald- und Wiesenwege, wo wir immer wieder Blindschleichen, Rosenkäfer und kleine Eidechsen zu sehen bekamen …

… und kurz nach einem weiteren großen Wegweiser auch eine prächtige Smaragdeidechse, die uns lieber in aller Ruhe vorbeigehen ließ, statt vor uns zu flüchten.

Unser Ziel – die Burg Devin (zu deutsch: Burg Theben oder auch Thebener Burg) auf dem hochaufragenden Burgfelsen – kam immer näher. Beziehungsweise wir ihr. Logisch.

Und schließlich standen wir davor.

Umrundet man den Felsen halb, so kommt man zum großen Parkplatz, mit Lokalen und Souvenirgeschäften, und etwas darüber zum Eingang ins Burggelände – das man um für unsere Verhältnisse günstige acht Euro pro Person besichtigen kann. Die Ruine am Zusammenfluss von March und Donau (siehe Bild unten; das Wasser der March ist um einiges dunkler) hat eine interessante Geschichte und ist unbedingt einen Besuch wert. An den Informationstafeln, den Wegen durch das Gelände und den Ausstellungsbereichen könnte sich so manche österreichische Sehenswürdigkeit einiges abschauen …

… ob man sich nun durch den Untergrund der Burg bewegt oder vom obersten Turm aus den Blick auf die March-Auen genießt.

Nach der Burgbegehung gingen wir an der Kirche der Ortschaft vorbei bergwärts und ließen uns von einem Wanderbuch der Konkurrenz (der Autor kann zwar nicht immer zwischen links und rechts unterscheiden, aber sowas passiert halt …) noch einmal auf den Kogel locken, der Devin überragt.

Es war ein ganz schön anstrengender Aufstieg, über teilweise recht steile Wege und an interessanten Bäumen vorbei – und dann auf der anderen Seite wieder munter hinunter, um oberhalb des Sandbergs hinauszukommen und die herrlichen Bienenfresser noch einmal bestaunen zu können.

Der Rest waren dann die sprichwörtlichen Mühen der Ebene: zurück zur Brücke, wieder auf österreichisches Staatsgebiet und dann die lange Gerade bis Schloss Hof, von wo aus wir gleich den Bus zum Bahnhof Marchegg zu erwischen hofften. Schnecken … wir mussten um das Schlossgelände (samt Tierpark, wo man erstaunlich viele possierliche Ziesel sieht) herumgehen — sonst hätte es Eintritt gekostet, und zwar viel.

Dann war der Bus natürlich weg, die Wartezeit betrug knapp eine Stunde, und der letzte Bus des Tages kam mit Verspätung. Der Fahrer, der aber anscheinend Kummer und nervöse Touristen gewöhnt war, raste mit uns zum Bahnhof; wir erwischten den Zug und fuhren wieder heim. Obwohl: zuerst in den Eissalon. Nach einer Wanderung von 33 Kilometer Länge (so wollte es zumindest das Handy der Gattin) kann man sich das schon erlauben … (ph)


Hinterlasse einen Kommentar